Wo bin gerade?

Meine Reiseroute | My new trip on Roadtrippers.com!

Translate

Die erste Woche, Toronto, Ontario

Freundlich. Freundlich, aufgeschlossen und optimistisch sollen sie sein, die Kanadier. Vor dem Abflug vom Frankfurter Flughafen bestätigte sich dieses "Vorurteil" auf  überraschende Weise. Gretchen, eine circa 60 jährige, ältere Dame kam vor dem Check-in auf mich zugelaufen und bat mich um meine Hilfe, sie hatte mich aufgrund meines neuen Toronto-Maple-Leafs-Shirt (danke Anna und Maxi!) für einen Kanadier gehalten. Sie sollte an diesem Tag nicht die einzige mit dieser Annahme bleiben.

Toronto Maple Leafs (Eishockey) 
Gemeinsam mit Gretchen, die entgegen ihres Namens keine Deutsche war (überhaupt nicht), sondern als Kanadierin zum ersten Mal Deutschland besucht hatte, ging es zum Gate. Obwohl ich Gretchen vorher noch nie getroffen hatte, kamen wir ins Gespräch, plauderten über ihre Reise, den Indian Summer, ihre Arbeit, was ich denn eigentlich in Kanada will und bis zum Abflug vergingen so anderthalb Stunden Wartezeit wie im Flug. Kanadische Weltoffenheit trifft auf dt. Optimus, da kommt man eben ins Quatschen.

18kg Gepaeck und gute Laune vor dem Abflug
Angekommen in Toronto verlief die Einreise ohne größere Probleme, nur leider gibt's ein Fehler im Pass, dort steht jetzt, ich dürfte nur in Toronto arbeiten. Eine SWAP-Mitarbeiterin meinte aber, dass das kein Problem sein sollte. Zur Sicherheit gab sie mir noch eine offizielle Bestätigung der Regierung mit, dass ich wirklich überall arbeiten darf.

Auf kanadischem Boden
Mein Hostel, das "Canadiana", machte schon in den Internetbewertungen eine gute Figur und es ist in der Tat sehr gemütlich. Bettwäsche und Handtücher sind kostenlos und sofern einem die Pancakes zum Frühstück nach dem vierten Tag immer noch schmecken, startet man sogar gesättigt in den Tag. Ich bin mittlerweile auf Toastbrot umgestiegen.

Canadiana Backpackers Inn
Die ersten Tage habe ich viel mit Organisatorischem zutun gehabt, es galt:
  1. einen Handyvertrag abzuschließen
  2. einen Bankkonto zu öffnen
  3. die Sozialversicherungsnummer abzuholen
  4. Bewerbungen zu schreiben (habe genau zwei geschrieben...)
  5. und, natürlich, Toronto kennenzulernen.
Straßenbahn Toronto
Die ersten vier Punkte habe ich abgehakt, um den Fünften auch abhaken zu können, bräuchte ich wahrscheinlich ein paar Tage mehr Zeit. Aber, und das ist Erfreulichste überhaupt, schon morgen werde ich Toronto verlassen, um mit einem One-Way-Ticket nach Port Severn zu fahren.

Dort wartet auf mich hoffentlich ein extrem spannender, erlebnisreicher und eindrucksvoller Sommer, denn ich werde dort bis Mitte Oktober in einem Ferienresort als "flexibel einsetzbare Arbeitskraft" arbeiten. Hier der Link zum Resort: Severn Lodge Lakeside Resort.

Severn Lodge in Muskoka, ein Gebiet mit tausenden von Seen und Flüssen
Dass von den zwei verfassten Bewerbungen gleich die zweite in einem Job endet, hatte ich am allerwenigsten erwartet, auch die SWAP-Mitarbeiter murmelten etwas von "Rekord". Die einzige Hürde die es zu nehmen galt, ein Skype-Interview mit dem Chef der Severn Lodge, war weniger hoch als gedacht, es war ein ziemlich entspanntes Gespräch; mehr ein Erklären der Tätigkeiten, die mich erwarten, als ein wirkliches Interview.
Fazit: $11 kanadische Dollar pro Stunde abzüglich Steuern (Bonus moeglich bei "guter Fuehrung") und eine feste Unterkunft vor Ort mit drei Mahlzeiten am Tag für nur $70 pro Woche werde ich ab nächsten Dienstag verdienen.
Ich bin schon ein "bisschen" aufgeregt...

Kunstuniversität
Wer bis hierher gelesen hat, darf jetzt noch etwas mehr über Toronto lesen.

Toronto Downtown
Toronto ist Kanadas größte Stadt, mit den meisten Einwohnern und augenscheinlich einem "Tim Hortons" (kanadisches Cafe-Restaurant = Starbucks) an jeder Ecke. Die ursprünglich Fassung des Textes entstand zum Beispiel in einem Tim Hortons.
Neben der typisch nordamerikanischen Bauweise mit einem schachbrettartigen Aufbau und der Einteilung der Straßen in Avenues (Nord-Süd-Achse) und Streets (Ost-West-Achse), ist es vor allem die Multikultur dieser Stadt, die einem mit jedem Schritt auf den Straßen begegnet. Menschen aus aller Welt leben hier, viel mehr unterschiedliche Kulturen und Ethnien als zum Beispiel in New York, subjektiv beobachtet von mir, ich glaube, es auch irgendwo gelesen zu haben. Auf den Straßen gleicht kein Gesicht dem anderen und überall hört man Menschen in einer anderen Sprache sprechen.
Offensichlich wird dies auch bei der Suche nach etwas Essbarem zum Mittag. In Chinatown reihen sich japanische an chinesische an griechische an mexikanische an ... Restaurants, und überall gibt es Speisen aus anderen Teilen der Welt zu kaufen.
Mit dem Fahrrad bin ich zudem durch Koreatown und Little Italy gefahren; es ist aber nicht so, dass sich das komplette Straßenbild von Stadtteil zu Stadtteil ändert. Unterschiedlich sind aber zum Beispiel die zweisprachigen Straßennamen oder Werbetafeln in anderen Sprachen.

Koreatown
Um das Budget nicht zu sprengen, muss man sehr aufpassen, wo man was isst. Ein einfaches Sandwich mit Pommes kostet schnell mal an die $10, ein Besuch im Chicken-Wings und Spare-Ribs Restaurant Hooters schlug viel zu schnell mit $30 zu Buche.

Straßencafe im wahren Wortsinn
Aber auch ein erster Versuch selbst preiswert einkaufen zu gehen, war nicht sehr erfolgreich. $12 für eine Packung Nudeln, Frischkäse, Toastbrot und eine Tomate zeigen, dass Lebensmittel oft teurer in Kanada, oder zumindest in der Großstadt Toronto, sind. Auch deshalb freue ich mich auf drei geregelte Mahlzeiten am Tag in der Severn Lodge. Ohne Obst und meine sonst so gewohnte tägliche Tasse Milch, geht es mir doch recht schnell an die Substanz...

Gartenauto im Szeneviertel Kensington
Bis jetzt kann ich sagen, dass Toronto mich aufgrund seiner Vielschichtigkeit und Multikultur zwar beeindruckt, ich aber Chicago oder New York als sehenswertere Staedte empfehlen würde. Sicher, ich habe nicht die ganze Stadt besichtigen können und vieles nicht entdeckt, aber rein subjektiv, nun - Toronto reißt mich nicht komplett vom Hocker.

CN-Tower, höchster Turm Nordamerikas
In jedem Falle beeindruckend ist aber die Offenheit, die einem im Gespräch mit den Bewohnern dieser Stadt entgegenschlägt. Nach dem Mittagessen in einem Diner habe ich mit dem Besitzer rund eine Stunde über Fußball und Deutschland gesprochen, er hatte dort vor etlichen Jahren mal gearbeitet und wollte so manches ueber die Bundesliga wissen. Dass ich da vielleicht nicht ganz der richtige Ansprechpartner war, schien er nicht bemerkt zu haben.
Nach einem Open-Air-Gospelkonzert nahe des Rathauses redete ich fast zwei Stunden mit einer der Sängerinnen und ihrem Mann über die christliche Kirche und ihre Vorstellungen von Gott und der Welt. Und im Hostel sprach ich fast eine Stunde mit einem älteren Immigranten aus Guyana über sein Land, seine Kindheit, über andere junge Männer aus seiner Heimat, die im Dschungel Guyanas entweder Diamanten und damit Reichtum und Anerkennung oder ihren Tod fanden, und über seine Versuche, als Autor erfolgreich zu werden.

Meinen Mitschnitt des Konzerts gibt es hier:


Auch unterwegs wurde ich immer wieder angesprochen, z.B. gestern in der U-Bahn, einfach so. Eindeutig nicht die deutsche Mentalität von "Ich mache meins und du machst deins". Ob das nun unbedingt jedem gefällt, kann ich aber nicht sagen.
Mir gefällt's.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen