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Putzen musst du, Junge, putzen...

Der Sommer ist um, mein erstes Thanksgiving habe ich voll und satt überstanden und mittlerweile hab' ich es sogar bis nach Montreal geschafft. Daher fasst dieser Beitrag die letzten Monate zusammen.

Hauptgebäude, erbaut um 1850
Entgegen der ursprünglichen Jobanzeige gab es zum Zeitpunkt meiner Ankunft in der Severn Lodge keine freie Stelle als Kellner. Daher stellte mich das Housekeeping-Team ein. Wie die Überschrift vermuten lässt, bedeutete das vor allem eins: putzen, putzen, und nochmal putzen.
Täglicher Arbeitsbeginn war um acht Uhr und wir, das Housekeeping-Team, starteten jeden Morgen damit, die Büroräume und die Lobby zu säubern. Meistens übernahm ich hier das Staubsaugen sowie das "Windexen" (kanadisches Fensterputzmittel) der größeren Flügeltüren.
Anschließend fuhren wir mit unserem Golfkart zum sog. "Regatta Room", einem Konferenz-/ Partyraum mit offenem Kamin. Dort war der Müll rauszubringen, Stühle waren zurechtzurücken und eine weitere Flügeltür zu windexen. Letzter Programmpunkt der ersten Arbeitsstunde ist mehrmals wöchentlich das Ausfegen des Spielezimmers, was immer an mir hängenblieb. Ich hab's nicht gemocht.

Gegen 9 Uhr begonnen wir dann damit, die Gästezimmer aufzuräumen. Das umfasste folgende Services:
  • Betten machen (Bettlaken, Bettdecke, Tagesdecke und mehrere Kopfkissen)
  • Leeren von zwei Mülleimern
  • Kaffeestation auffüllen
  • Staubsaugen
  • Badezimmer säubern (war nie meine Aufgabe - zum Glück)
  • Zureichen der Dinge, die im Badezimmer gebraucht werden (frische Handtücher, Seifen, Toilettenpapier, etc.)
  • Fensterputzen
Nach den Zimmern der bleibenden Gäste widmeten wir uns den Zimmern der abgereisten Gäste. Hier kamen folgende Aufgaben hinzu:
  • Betten neubeziehen
  • Staubwischen aller Oberflächen
Meist lag zwischen diesen beiden Aktivitäten die halbstündige Mittagspause:

Meistens lecker und ausreichend. Nachschlag hab' ich mir immer geholt. 

Wer war im Housekeeping-Team?
  • Die Chefin, Carmella, Mitte 40. Macht diesen Job seit über 20 Jahren, hat unter ihrer Mutter (die hier 13 Jahre gearbeitet hatte) in der Severn Lodge begonnen und nie woanders gearbeitet. Badezimmer-Queen.
  • Brittany, 27, arbeitet, mit Unterbrechung, seit circa fünf Jahren hier. Hat noch einen zweiten Job am Wochenende, bei dem sie Ferienhäuser sauber macht. Arbeitete diesen Sommer mehrere Arbeitswochen ohne einen einzigen freien Tag. Bettenmachen-Queen.
  • Paula, 34, aus Argentinien. Paula kam genauso wie ich über SWAP zur Severn Lodge und ist seit fünf Monaten in Kanada. Sie hat mit ihrem Mann (der hier als Hausmeister arbeitet) ihren Besitz komplett verkauft, um nach Kanada zu kommen und Englisch zu lernen. Beide sind eigentlich Musiklehrer. Gesangs-Queen.
WM-Verliererin Paula und ein Gewinner aus Deutschland.
Neben dem Housekeeping hab' dann vor allem in den letzten 1,5 Monaten doch noch als Kellner arbeiten können. Mit dem sog. Labour-Day-Wochenende (1. Montag im September ist ein staatlicher Feiertag) enden die großen Sommerferien in Kanada, sodass unter der Woche kaum Gäste da waren. Dafür fand aber jedes Wochenende danach eine Hochzeit statt, auf der ich dann als Kellner gebraucht wurde.

Ganz wichtig war neben dem Essen natürlich auch meine Unterkunft, Die sog. Staff-Cabines sind standardmäßig Zweibettzimmer. Den ersten Monat lebte ich daher mit Ian, einem angehenden Tiermediziner und Spülkraft in der Severn Lodge Küche, zusammen in Staff-Cabine No. #8. Nach Ians Auszug (sein Studium hatte wieder begonnen) entkernte ich am nächsten Wochenende den Raum komplett, machte alles sauber und richtete mit allen möglichen Sachen ein, die ich in den angrenzenden, zu dieser Zeit leeren, Staff-Cabines finden konnte. Folgender Vorher-Nachher-Vergleich zeigt den Unterschied deutlich:

Vorher.
Ausgeräumt.
Eingeräumt.
Wohnlich.
Ich habe dabei versucht mit Blick auf die noch verbleibenden 1,5 Monate in der Severn Logde nach Ians Auszug alles so wohnlich und angenehm wie möglich zu gestalten. Zufrieden mit dem Ergebnis habe ich diesen Raum danach als meine erste eigene kleine Wohnung angesehen. Zwar gab es keine Toilette und die Küche war auch nicht gerade neben an, aber ich werde Staff-Cabine No. #8 bestimmt für lange Zeit als meine erste Wohnung betrachten.

Nach der Arbeit verbrachte ich meine Zeit oft vorm Laptop, aber auch Angeln bin ich gewesen, bin Wasserski auf dem Gloucester Pool (See der Severn Lodge) gefahren und bin 1x mit dem Fahrrad der Hauptstraße gefolgt und dabei wunderschöne Natur entdecken können.



Meine absoluten Highlights waren aber die Bootstouren, die ich gemacht hab'. Von der Seeseite aus sieht alles nochmal ganz anders aus. Und besonders stolz war ich natürlich auf meinen bisher einzigen, selbstgefangenen Fisch:

Kennt jemand die Fischart?
Ein Mann, ein Boot, eine Angel - glücklich.
Die Natur der kanadischen Seen ist dabei wirklich atemberaubend schön, Alles scheint, bis auf die zahlreichen Ferienhäuser am Ufer, in seiner Ursprünglichkeit erhalten zu sein. Alles wirkt ruhig.

Severn Lodge, Seeseite.
Paddelboot.
Natur pur.
Genießen.
Zwei ganz besondere Bootstouren waren für mich meine Sonnenaufgangs-Tour und meine Sonnenuntergangs-Tour. Bei Sonnenaufgang kam die Sonne erst ganz zögerlich und rosa hinter den Baumwipfeln hervor, brachte den vom Wasser aufsteigenden Nebel zum Leuchten, und blendete mich dann mit voller Wucht, sodass ich nichts mehr sehen konnte und umdrehen musste.



Die schönsten Bilder konnte ich dann noch weiter draußen machen.
Im Boot.





Ich kann sagen, dass dies der schönste Sonnenaufgang meines Lebens war, auch weil es der erste war, den ich von beinahe noch dunkel bis komplett hell beobachten konnte. Früh aufstehen scheint sich doch manchmal zu lohnen...


Was sonst noch geschah?

Ich bin von einer Brücke in einen See gesprungen. 


Habe an der ALS Ice Bucket Challenge teilgenommen:


Ich habe zum ersten Mal briefgewählt.


Hatte meinen 19. Geburtstag.
Kanadische Beer-Pong-Meisterschaften (gewonnen).
Was bleibt von der Severn Lodge sind eigentlich durchweg positive Erinnerungen: die Leute nett, das Essen meist gut, die Natur atemraubend und ich konnte neue Freunde finden. Es war ein toller Sommer und ich bereue es nicht, den erstbesten Job gleich angenommen zu haben.
















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